Verpackung

Papier statt Plastik

Wir öffnen sie jeden Tag - Verpackungen. Gerade in der Lebensmittelindustrie wird nach Alternativen gesucht. Lösungen dazu gibt es in Oberkirch.

Papier statt Plastik

„Lösungen zu finden für die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen, war schon immer unser Antrieb“, sagt Kai Furler. Er ist Vorstandsvorsitzender der Koehler-Gruppe und repräsentiert die achte Generation des Familienunternehmens aus Oberkirch. In über 210 Jahren Unternehmensgeschichte hat Koehler es immer wieder geschafft, Lösungen zu finden. Immer wieder haben diese mit der Natur zu tun. Papiermühlen wurden immer an fließenden Gewässern gebaut. Auch bei Koehler im Renchtal war das nicht anders.

Der Tradition ist man im Familienunternehmen verpflichtet. Gleichzeitig hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein hoch technologisches Unternehmen entwickelt. „Wir haben zum richtigen Zeitpunkt erst auf Selbstdurchschreibepapier für den Bürobedarf und dann auf Thermopapier für Kassenzettel und Kreditkartenrechnungen gesetzt“, sagt Furler. Mit „wir“ sind hier in erster Linie sein Vater und sein Onkel gemeint. Die siebte Generation der Familie hat die Basis gelegt für das, was jetzt geschieht.

Am Koehler Paper Standort Kehl werden unter anderem Papierverpackungen für die Lebensmittelindustrie hergestellt.

„Wir haben über die Jahrzehnte gelernt, Papier eine Funktion zu geben“, erklärt Furler. „Wir haben etwas auf das Papier aufgetragen, damit es mehr konnte, als nur beschrieben zu werden.“ In Fachkreisen nennt man das den Strich (von bestreichen). Koehler verfügt deshalb nicht nur über Papiermaschinen, sondern auch über Streichmaschinen. Dass die nächsten Produkte ebenfalls etwas damit zu tun haben würden, stand deshalb außer Frage. Nachdem Papier für Zeitungs- oder Magazindruck nicht mehr zu den Verkaufsschlagern gehört, war es naheliegend, sich dem Verpackungsmarkt zuzuwenden.

„Ich bin Jäger“, sagt Furler. „Die Natur liegt mir am Herzen.“ Dass er selbst im tiefsten Wald Verpackungsmüll aus Plastik antrifft, passt nicht in das Bild der Weidmanns-Romantik. Insbesondere dann nicht, wenn man bedenkt, dass mit Papier ein Produkt zur Verfügung stände, dass sich problemlos recyclen ließe und, sollte es doch mal in der Natur landen, sehr schnell auflösen würde. Papier ist bereits jetzt ein Kreislaufprodukt. Altpapier wird teilweise ohne Qualitätsverlust zu neuem Papier. Nur bietet Papier nicht die gleichen Barriere-Eigenschaften wie Plastik. Und doch sagt Furler: „Unser Ziel ist es, Papier herzustellen, dass Plastik in flexiblen Verpackungen ersetzen kann.“

Papier mit funktionalen Eigenschaften

Wie das gehen soll? Darüber machen sich viele Menschen im Unternehmen Gedanken. Dr. Markus Wildberger, Corporate Director Technology, beispielsweise, forscht mit seinem Team bereits seit einigen Jahren an innovativen Lösungen. „Die Aufgabe ist eine enorme Herausforderung, der wir uns als Koehler Innovation & Technology aber gerne annehmen.“, sagt Wildberger. „Unsere Umwelt erstickt im Verpackungsmüll. Wir brauchen kreislauffähige Lösungen.“

Da passt es, dass Koehler seine Erfahrung damit gesammelt hat, Papier durch den Strich funktionale Eigenschaften zu geben, die es vorher nicht hatte. Nur geht es diesmal nicht darum, Schrift sichtbar zu machen wie beim Thermopapier. Vielmehr soll das Verpackungspapier Barrieren für Aromen, Fette, Sauerstoff, UV-Strahlung und Wasserdampf bieten und an herkömmlichen Verpackungsanalagen einsetzbar sein.

Kann ein einzelnes mittelständisches Unternehmen so eine Aufgabe lösen? „Wir wären vermessen, wenn wir eine Aufgabe von solcher Tragweite allein angehen würden“, gibt Wildberger unumwunden zu. „Wir haben neben Kooperationen mit Lieferanten und Kunden, gemeinsam mit der Technischen Universität Darmstadt, die eine herausragende Kompetenz im Bereich Polymer und Papier Chemie vorweist,  die Green Coating Collaboration gegründet.“ Dort wird die Grundlagenforschung zu nachhaltigen biobasierten Funktionsrohstoffen der nächsten Generation betrieben, die Koehler in die Praxis umsetzt. Diese Kooperation und der damit verbundene wissenschaftliche Austausch ist auch für die Kollegen der TU Darmstadt sehr wertvoll.

Seine Visionen hat sich Koehler bereits jetzt einiges kosten lassen. Allein die extra für die Produktion des Verpackungspapiers gebaute Papier- und Streichmaschine am Standort Kehl hat rund 300 Millionen Euro gekostet. Hinzu kommen noch viele weitere Investitionen. „Allerdings“, sagt Kai Furler, „gehen unsere wichtigsten Investitionen in die Menschen. Wir haben ein hochklassiges Team, das den Anspruch hat, Herausforderungen anzugehen und Lösungen zu finden.“

Koehler Paper SE

Kreislaufwirtschaft Energie
„Proudly Working For The Future“ ist unsere übergeordnete Nachhaltigkeitsbotschaft, unser Anspruch und unser Selbstverständnis. Als Familienunternehmen möchten wir durch unser unternehmerisches Handeln zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft und unserer Umwelt beitragen.